Deftig vegetarisch – Heimatküche
So schmeckt Heimkommen – Traditionelle Rezepte neu entdeckt!
Autor/-in: Anne-Katrin WeberVerlag: Becker Joest Volk Verlag
Ein köstliches Stück Heimat
Kann man Heimat essen? Auf alle Fälle! Da ist sich Anne-Katrin Weber sicher. So sehr wir uns in den Küchen der Welt auskennen, so sehr sehnen wir uns nach dem Geschmack der Lieblingsgerichte von früher, nach vertrautem, … [weiterlesen]
Preis: € 32,00
Begründung der Jury:
Die Kapitel sind nicht aufgeteilt in Zutaten oder Jahreszeiten, sondern in Kategorien wie Alltagsglück, Ofenfreuden, Brotzeit oder Naschwerk – mag ich. Auch das reduzierte Layout spricht mich an. Die Props kommen mir irgendwie so vor, als hätt ich sie alle schon mal gesehen, das macht mir aber GAR nichts, fast im Gegenteil, es fühlt sich herrlich heimelig an.
Es wird gekrümelt und gekleckst, ich rieche, schmecke und fühle einfach jedes Rezept schon beim Umblättern. Wolfgang Schardt fängt die Gerichte so gekonnt ein - man sieht, dass die beiden nicht zum ersten Mal zusammenarbeiten. Die Nudeln mit Rote Bete Pesto strahlen mir aus dem Buch entgegen, fast zu pink um wahr zu sein. Keine Ahnung, wie Anne-Katrin es macht, dass selbst die Ofengerichte noch so farbenfroh sind.
Mein Highlight, auch weil noch nie gehört: der schwäbische Salzkuchen. Ein dünner Hefeteig, der wie bei einer Quiche mit einem Guss aus Creme Fraiche, saurer Sahne, Eiern, Schnittlauch aufgegossen und vor dem Backen noch– Achtung, ich liebs – mit Kümmel und Butter getoppt wird. Oder vielleicht doch die gefüllten Kartoffelknödel mit Waldpilzragout? Hmmm, die Brezelknödel mit Rahmlauch sehen auch fantastisch aus. Oder einfach diese gritzegrüne Stulle mit zitronig-kräuterigem Erbsen-Aufstrich, knackigen Gurken und Sprossen?
Dampfnudeln mit Vanillesauce kann man auch als Hauptgericht essen. Oder?
Das Buch verspricht Heimat und die Neuentdeckung von traditionellen Rezepten. Die Neubearbeitung der genauso wie ihr Original betitelten Klassiker, die aus meiner Sicht notwendig wäre, um daraus einen vergleichbaren Genuss zu machen, fällt aber sehr schlicht aus oder besteht in vielen Fällen lediglich im Weglassen. Was daran ein moderner Twist sein soll, erschließt sich mir nicht. Ich komme auf nur ein paar Rezepte die ich als halbwegs interessant neuinterpretiert ansehen würde.
Die Rezepte sind stattdessen weitestgehend Klassiker wie Himmel & Erde, Labskaus, oder Flammkuchen, die eine wirkliche Neuinterpretation nach meinem Eindruck weitestgehend vermissen lassen. Oft fehlt einfach nur der Speck oder die Wurst.
Wer allerdings so prominent mit dem Begriff „deftig“ wirbt sollte hier mehr bieten – auch wenn es nur für urdeutsche „Kartoffeln“ geschrieben ist.
Genuss auf Fränkisch
Von Frühschoppen bis Abendbrot – über 50 traditionelle Rezepte aus Franken | Von Bratwürsten und Schäufele mit Kloß über Kaspressknödel bis zu Apfelküchle
Autor/-in: Angelika Hofmann • Agnes ManierVerlag: riva
Fränkische Wirtshausrezepte für zu Hause
Fränkische Küche ist so viel mehr als Schäufele mit Kloß! In Franken wird regional und saisonal gekocht und gebacken, je nachdem, was die Natur gerade hergibt: ob Wildkräuter-Tarte, Kaspressknödel, saure … [weiterlesen]
Preis: € 25,00
Begründung der Jury:
Es bleibt deftig bei Eintöpfen, saurer Leber, Forelle Müllerin Art und Krautwickeln. Irgendwie passend, dass in der Danksagung der Offene Seniorenkreis als Quelle erwähnt wird.
Sabrine Sue Daniles gelingt es, die Rezepte appetitlich und in moderner Bildsprache einzufangen, allerdings scheint nicht alles aus einem Guss. So sind die meisten Rezepte eher romantisch-rustikal wie im Wirtshaus von nebenan in Szene gesetzt, ein paar modernere Rezepte kommen ganz anders auf poppig buntem Hintergrund daher. Sicher ist das gewollt, um die Unterschiedlichkeit optisch zu unterstützen. Es fühlt sich jedoch beim Umblättern stellenweise ein bisschen an wie Schluckauf.
Zwischendurch wird es immer wieder mal erfreulich modern: bei der bunten Berta, einem Burger mit Schwarze-Bohnen-Patty im pinken Bun zum Beispiel oder beim Rote-Linsen-Pfannkuchen mit Spargel, ebenso wie bei der weihnachtlichen Schwarzwälder Kirschtorte, oder dem heißen Birnen-Aperitif mit Ingwer und Zimt. Das bodenständige Buch hält insgesamt, was es verspricht, und ist ein gutes Nachschlagewerk für Klassiker der fränkischen Küche.
Ich bin allerdings unsicher, ob es noch ein Kochbuch mit Klassikern der Wirtshausküche braucht. Sicher hätten noch ein paar zeitgemäße Twists gutgetan.
werden Eier in den Kartoffelkloßteig gegeben (Todsünde!), das Schäufele in viel bitterem Bier gekocht (statt geschmort) und der eigentlich korrekte Name für „Bratwürste im Wurzelsud“ woke weggecancelt: Saure Zipfel. Da bleibt dem in Erlangen aufgewachsenen Juror nur ein „Ade, bleibt schee!“.
Deutsche Tapas - Von der Küste bis zu den Alpen
Autor/-in: Katharina Pflug • Manuel KohlerVerlag: ars vivendi
Häppchenweise durch die RepublikVon Nord nach Süd, von Ost nach West – die deutsche Küche wird oft unterschätzt und als schwer und altbacken angesehen. Doch viele unserer Lieblingsgerichte stammen aus heimischen Küchen. Jede Region hat ihre eigenen … [weiterlesen]
Preis: € 32,00
Begründung der Jury:
Die Einfach und mittelaufwändigen Rezepte finde ich vor dem Hintergrund des Buch-Titels vertretbar. Den Ansatz, deutsche Klassiker einfach nur zu verkleinern, kann ich allerdings nicht richtig nachvollziehen und finde ihn auch nicht innovativ oder besonders. Die Übertragung des Tapas-Themas in dieser recht einfachen Form geht mir nicht tief genug, als dass es den Namen "Deutsche Tapas" am Ende verdient.
Stärken des Buches liegen dagegen bei Ideen, die nur wenige Zutaten beinhalten: Rettich und Wurst, Radieschen mit Butter oder Quarkkartoffeln mit Leinöl. Wer allerdings viel Zeit, Platz und Hände für die nächste Party zur Verfügung hat, findet hier viele Anregungen, die Gäste auf vielfältigste Weise zu begeistern.
Im zweiten Drittel bei „Salate & knackiges Gemüse“ wird’s schon spannender: Bete-Pilz-Kohlrabi-Carpaccio mit Haselnussöl und Himbeeressig oder Chicorée mit Gewürzschmand und Himbeerpulver. Im folgenden Kapitel „Vegetarisches“ geht’s dann ganz, ganz tief in Partykeller meiner Kindheit zurück: Schnecken aus Bärlauchpfannkuchen, Ei im Glas oder Krabbencocktail mit Dosenmandarinen. Ein bisschen witzig ist das schon. Doch spätestens, wenn ich Tomaten-Fliegenpilze in einem Kochbuch von heute sehe, erwarte ich irgendeinen Twist, der hier nicht kommt: Eier, Tomaten, Sauerrahm, Kräuter. Punkt. Und wenn ein Dip 1:1 aus Ketchup und Mayo besteht, bin ich raus – auch wenn beides selbstgemacht ist.
Ein paar Perlen wie Grünkohl mit Blutorange und Haselnuss, Kässpätzle-Arancini oder gefüllte Speckknödel sind dazwischen, in den meisten anderen Rezepten hätte in meinen Augen ein wenig Modernität gutgetan. Und auch im Fleisch-Kapitel finden sich für mich als Nordlicht eher ungewohnte Ideen für Saumagen, Kuttelsalat oder Eisbeinsülze.
Irgendwie hatte ich was GANZ anderes erwartet bei Tapas. Aber vielleicht hab ich`s auch einfach nicht richtig verstanden…?
Zu Gast auf dem Oktoberfest
Münchner G’schichten, Originalrezepte und Geheimtipps
Autor/-in: Franz KottederVerlag: Callwey
Ein Prosit der Gemütlichkeit! Warum sind eigentlich alle so „narrisch“ auf das Münchner Oktoberfest? Eins ist sicher: Das Oktoberfest versinnbildlicht all das, was Deutschland und die ganze Welt an der bayerischen Kultur so lieben: Fesche Madln, … [weiterlesen]
Preis: € 45,00
Begründung der Jury:
Hier wird die in den letzten Jahren immer besser gewordene Küche auf der Wiesn in den Fokus gerückt. Wer das Buch gelesen hat, weiß nicht nur alles über die Zelte, deren Wirte und die Stände drumherum – sondern auch, welche Wiesntypen es gibt, was es mit der Tracht so auf sich hat und was echte Biermusik ist. Ein „Kleines Bairisch ABC“ hilft, Missverständnisse zu vermieden, wobei der Humor hier Geschmackssache ist. So verstehe ich nicht, warum es ausgerechnet ein Aborigine das Paradebeispiel für eine Person sein muss, die das bayrische „a“ nicht aussprechen kann.
Wer ganz tief in die Welt der Wiesen eintauchen möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Hier kann man sich nämlich den original Festzeltschmaus mit knapp 40 Rezepten nach Haus holen: So finden sich hier allseits bekannte Rezepte wie Krustenschweinebraten, Kaspressknödel oder Kaiserschmarrn. Aber auch Gnocchi mit roter Bete in Kokos-Chili-Sauce, geschmortes Pulled Pork mit süßsaurer Barbecuesauce oder Eiernudeln „wia a Carbonara“.
Die launigen Illustrationen, die der Gliederung einen superzeitgemäßen Touch geben sind in diesem Fall sogar stärker als die Food-Fotos aus dem Atelier Tacke, deren Look mir etwas zu gelackt ist. Die anderen Bilder sind ein buntes Sammelsurium – größtenteils Archiv. Auch fehlt mir ein wenig die kulinarische Schaffenshöhe im Vergleich zu den anderen Kandidaten dieser Kategorie, denn die Rezepte sind ja „nur“ aus den Zelten zusammengesammelt.
Die Leser:innen dürfen sich am Ende noch als „Wiesenbraut“ oder „Weiberer“, „Partyhengst“ oder „Wilde Stute“ als Zelttyp verorten – denn „A Bissl was geht immer.“ Auch unter „reichlich vorhandenem Alkohol“, verspricht der Autor. Das erzeugt dann allerdings bei mir als Juror leider den eingangs erwähnten Brechreiz.
Schwarzwald. Meine kulinarische Heimat
Menschen - Geschichte - Rezepte
Autor/-in: Hannes FinkbeinerVerlag: 8 grad verlag GmbH & Co. KG
Kirschtorte. Schinken. Hannes Finkbeiners kulinarische Reise führt nicht nur zu den Schwarzwälder Exportschlagern, sondern auch in versteckte Täler zu Teichwirten und hoch zu Schäferinnen auf die Grinden, die kargen Höhenzüge des Nordschwarzwalds. … [weiterlesen]
Preis: € 35,00
Begründung der Jury:
Die Kapitel am Anfang catchen mich irgendwie nicht so wirklich: Historie, Bier, Brot, Schinken, Wurst, Käse und so will ich ein wenig „vorspulen“, um direkt zu den Rezepten zu springen. Beim Blättern geht mir dann ein Licht auf: es IST überhaupt kein klassisches Kochbuch, sondern vielmehr eine Hommage an den Schwarzwald mit den allerbesten Adressen und Geschichten zu den Menschen hinter den Gerichten.
Erst ganz am Ende auf S. 193 kommen dann noch ein paar Rezepte für Brot, Grünkernsuppe, Rauchforellencreme, Spätzle oder Rostbraten. Die Bilder kommen etwas altbacken daher, auf Props, Krümel, Besteck, Hände oder Stofflichkeit wird gänzlich verzichtet, was alles ein wenig leblos scheinen lässt.
Für reiselustige Schwarzwaldfans bestimmt ein verdammt gutes Begleitbuch, für mich als Kochinteressierte weniger spannend. Schade, dass es zu den mundwässernden Geschichten am Anfang keine Rezepte gibt. DIE hätten mich nämlich schon interessiert.