Dahoam: Bayerische Wohlfühlküche
90 bayerische Lieblingsgerichte, nach Rezepten vom Profi. Wunderbar raffiniert und doch erstaunlich einfach erklärt von Sternekoch Alexander Huber
Autor/-in: Alexander HuberVerlag: DK Verlag Dorling Kindersley
Sternekoch Alexander Huber kocht im bayerischen Pleiskirchen im „Huberwirt“. Das Gasthaus gibt es bereits seit 400 Jahren, sein Gourmetrestaurant wird mit einem Stern im Guide Michelin ausgezeichnet. In seinem Buch zeigt er 90 klassisch bayerische Rezepte. Beispiele daraus sind: Spinat-Bärlauch-Knödel, Fleischpflanzerl, Kürbissuppe mit Kernöl, Kartoffel-Spargel-Gröstl, Kräuterknödl mit Rahmschwammerln, Schweinebraten mit Krautsalat, Arme Ritter mit Zwetschgenröster und Vanillesauce, Scheiterhaufen mit Äpfeln und Donauwelle.
Preis: € 29,95
Begründung der Jury:
Natürlich viel Fleisch, aber auch ein ganzes Kapitel Vegetarisches. Dieser Trend hat nun endgültig auch die Provinz erreicht. Gut so!
Die oft typisch bayerische Arroganz („Bayerischer Spargel ist der beste”) hält sich in charmanten Grenzen. Tolle, zeitlose Rezepte, die größtenteils auch jenseits des Weißwurstäquators in guten Wirtshäusern und heimischen Küchen zu Hause sind, wie Maultaschen, Hühnersuppe oder Lammfilet mit Paprika-Relish.
Kleine Fehler, wie das Fehlen einer Zutat bei der Zubereitung (Bergkäse bei den Kräuterseitlingen, Lorbeerblatt bei der Spanferkelhaxe) sind verzeihlich und stellen für geübte Hobbyköche keine große Herausforderung dar. Die Bildsprache der Fotos ist rustikal, aber sehr modern. Passend zum Buch. Für uns ein neuer Klassiker der deutschen Küche.
Und vielleicht nur eine Kleinigkeit – doch mich macht es glücklich: ein Kochbuch, das darauf verzichtet, ein ums andere Mal zu schreiben, dass man Obst und Gemüse bitte wäscht und Knoblauch schält. Bravo! Auch schön: ein extra Kapitel für Beilagen und Grundrezepte.
Die Gerichte sehen vorzüglich aus, die Bildsprache sehr reduziert und edel – hier und dort hätt ich mir etwas mehr Klecks und Krümel von unserm Wirtshausbuam gewünscht. Wir sind ja schließlich dahoam.
GUAD & GNOU
Kochkultur und Mundart im Herzfleck Bayerns
Autor/-in: Alexander Feig • Antonia FeigVerlag: Bavarian Prints Verlag
Antonia und Alexander Feig, Werbefotografen aus der Oberpfalz, setzen ihrer Heimat mit diesem Buch ein kleines Denkmal. Das Kochbuch verbindet historische und kulturgeschichtliche Hintergründe mit einfachen, bodenständigen Rezepten, die aus wenigen einfachen Zutaten Köstlichkeiten machen. Beispiele für die 90 Rezepte sind Wildkräutersalat mit Rettich, Senf-Variationen, Erdbeeren mit Rapsöleis und Holunderschaum, Wildhecken-Essig, Schmalzgebäck, Liwanzen, Erdäpfelkas, Sauermilchsuppe und Schmorbraten von der Schweineschulter.
Preis: € 49,90
Begründung der Jury:
Die Rezepte selbst sind auf Wesentliche reduziert, stammen zum großen Teil aus Familienrezeptsammlungen und versprechen keine Ruck-Zuck-Küche, sondern Entschleunigung. Hier finden sich sowohl Grundrezepte wie Senf, Kartoffelknödel und „Schweinsbrodn“, als auch leichte, moderne Interpretationen wie Bauerngurke mit Sauerrahm und Hirse, Kalter Kohlrabi mit Minze-Joghurt-Dip oder Erdbeeren mit Rapsöleis und Holunder.
Bildsprache und Styling sind zeitgemäß, anmutig und zugleich irgendwie rustikal.
Zwischen den Kapiteln gibt es zum Schmökern Hintergrundwissen und Anekdoten zu Orten, Traditionen und Zutaten der Gerichte. Auch schön: die Übersetzung verschiedener Dialekte und ganz hinten Familiengeschichte, Warenkunde und Register. Das Buch ist inhaltlich wie optisch wirklich wertvoll – verliert sich jedoch etwas im Detail. Und die Struktur, die hab ich auch beim dritten Blättern noch nicht wirklich durchgeholt.
Schwarzwald Reloaded 5
Die besten Schwarzwälder Rezepte für kaltes und warmes Abendbrot
Autor/-in: Ulf TietgeVerlag: Tietge
Kulinarische Persönlichkeiten aus dem Südwesten der Republik zeigen in diesem Kochbuch ihre kreativen Ideen für abwechslungsreiche Vesper-Gerichte. Die Rezepte orientieren sich an bekannten (Vesper-)klassikern oder erfinden diese zum Teil auch neu. Beispiele sind Omas Bibbeleskäs, Schinkenbutter, Münsterkäse-Aufstrich, Kalbsleberaufstrich, Räucherfisch-Rillette, Black Forest-Sushi, badischer French Toast, Rinderzunge mit Chimichurri oder Handkäs vom Schaf.
Preis: € 34,80
Begründung der Jury:
Beim Durchblättern bekommt man große Lust, zu einem großen Vesper einzuladen oder, noch besser, eingeladen zu werden. Einige Brotrezepte, dazu Dips, Aufstriche, Kräuterbutter. Tolle Gerichte, die man sich auch gerne als Vorspeise in einem Menü servieren lassen würde, meist kalt, aber auch einige kleine warme Gerichte und auch mal Ungewöhnliches wie z.B. das Blutwurstfondue.
Alles verpackt in ein schön gestaltetes, großformatiges Buch mit sehr übersichtlichem Layout und in “edlem Dunkel” gehaltenen Fotos. Dazwischen einige Reportagen über regionale, sprich Schwarzwälder, Produzenten, Landwirte, Handwerker etc.
Mal mit mehr inhaltlicher Tiefe, wie das Porträt der “Gurkenkönigin” Mora Fütterer und ihrem Thema "Einmachen", mal weniger, wie das Porträt der Holzbretterproduzenten.
Insgesamt ein relevantes und modernes Buch über ein sehr deutsches, traditionelles Thema, zu dem es noch nicht viel Literatur gibt.
Anfangs suche ich den roten Faden, doch dann lasse ich mich treiben und stoße auf Hackepeter mit Blutwurstkruste, Black-Forest-Sushi, Beinfleisch-Brotsalat oder Badischen French Toast mit eingelegter Zwiebel und Wildschweinschinken. Zwischen den Rezepten reihen sich Steckbriefe der Kochenden ein und Geschichten über Holz, Schinken, Tomaten, einen räuchernden Forellen-Flüsterer und Fichtenspitzen.
Endlich mal wieder ein Buch mit neuen Ideen und guten Geschichten. So viele Menschen wirken hier mit, dass dadurch wohl auch in der Bildsprache kein roter Faden kommt. Fehlt mir aber ehrlich gesagt gar nicht. Für dezidierte Suchen geht man über die Kapitel, eine Indexsuche oder die Sortierung nach Kochenden.
Nanettes Gartenküche
Die gesammelten Rezepte einer Landbäuerin
Autor/-in: Nanette HerzVerlag: ars vivendi
Dies ist das dritte Kochbuch mit Vermächtnissen aus der Rezeptsammlung von Bäuerin Nanette Herz. Es stellt die Jahreszeiten-Küche mit frischen Gemüsen und Obst aus dem Garten in den Mittelpunkt. Mit bodenständigen und emotionalen Rezepten, die uns beim Nachkochen in die Kindheit zurückversetzen. Einige Beispiele aus der Rezeptsammlung sind: Roastbeef mit Radieschen-Remoulade, Rhabarberkuchen mit Baiser, fränkischer Wirtshaussalat, Birne Helene, Fleischküchle mit Kohlrabi-Gemüse, Gurken-Dill-Gemüse und Zwetschgenknödel.
Preis: € 28,00
Begründung der Jury:
Der Hobbykoch fühlt sich an die Hand genommen und reist durch das bäuerliche Gartenjahr mit dem entsprechenden saisonalen Warenangebot. Vom „Roastbeef mit Radieschen-Remoulade“ im Frühjahr, über „Kümmerlesgemüs“ (krumme Gurken) im Sommer bis hin zum Einkochen, Wecken, Pickeln, Haltbarmachen im Winter will dieses Buch durchgekocht werden! Eine deftige Hausmacherküche mit einigen Überraschungen oder Spezialitäten wie Nanettes „Haustorte“ (S.154) aus Kartoffelteig oder die „Zwetschgenrouladen“ (S.122) Würde dieses kleine Büchlein beim Kochen noch offen liegen bleiben, wäre es wirklich perfekt. Egal: „Fällt der Bauer in den Dünger, wird er davon auch nicht jünger“.
Ich verstehe die Idee, sich auf den Inhalt zu konzentrieren und sich an regionalen, saisonalen Zutaten zu erfreuen. Ebenso gefallen mir Texte und Bilder zu Nanettes Geschichte, auch die Fotografien ihrer handschriftlichen Rezepte mag ich. Für mich fehlt jedoch das Wichtigste an einem Kochbuch: großformatige mundwässernde Bilder zu den Gerichten. Die kleinen, beinahe an zwei Händen abzählbaren Bilder reichen mir nicht und ob es wir wirklich ein weiteres Buch für Karpfen blau, Erbsenbrei und zwei Stunden eingekochte Bohnen mit Salz brauchen? Ich weiß es nicht.
Einige Rezepte machen mich dann beim zweiten Blättern doch neugierig: Gewürzsauce aus grünen Tomaten mit Zwiebeln, Rosinen, Cayenne und Ingwer auch finde ich ein sehr einfaches Erdbeer-Joghurt-Eis und Hopfensprossensalat. Vielleicht muss ich mehr lesen, weniger gucken.
Deutsche Küche
170 Rezepte aus ganz Deutschland
Autor/-in: Christian RachVerlag: Südwest
„Dieses Buch ist mein persönlicher Versuch, deutsche Klassiker in die Moderne zu überführen“, schreibt Christian Rach über sein Buch. Seine 160 Rezepte sind in 13 Kapitel unterteilt, die sich nach den Zutaten richten. Also nicht nach der gängigen Menüfolge von Vorspeise bis Dessert. Beispiele sind Pellkartoffeln mit Quark, Leinöl und Radieschen; weißer Spargel mit Sauce Hollandaise; Schupfnudeln mit Sauerkraut und Speck; Waldorfsalat; Steinbutt auf Blattspinat; Entenbraten mit Spitzkohl; Armer Ritter mit Vanillesauce und Dampfnudeln.
Preis: € 59,00
Begründung der Jury:
Wunderbar entstaubt zeigt Christian Rach deutsche Traditionen im neuen Licht: geeisten Karottensalat, Gurkentarte mit Flusskrebsen, geschmorte Schwarzwurzeln mit Mohnbutter und Rotweinreduktion, Schmalz vom geräucherten Aal. Und auch Klassiker wie Hamburger Pannfisch, Schwäbischer Zwiebelrostbraten oder Butterkuchen sind vertreten.
Am Ende des Buches finden sich noch zwei besondere Kapitel: „Jüdische Küche“ zeigt Traditionen auf, die es lohnt, nicht zu vergessen. „DDR-Küche“ ist herrlich reduziert aufs Wesentliche - damals noch wegen „Ham wa nich!“, heute eher aus Nachhaltigkeitsgründen.
Die Bildsprache und Styling sind appetitlich, reduziert und machen Lust aufs Loskochen. Mindblowing: Vogelbeeren SIND gar nicht giftig. Nächstes Jahr leg ich welche ein.
Die meist sehr einfachen Rezepte wirken neben sehr klassischen Zubereitungen manchmal zu gewollt modern. So kommt “Himmel und Erde” bei Rach ohne Blutwurst und Kartoffeln, dafür aber mit Sellerie und Chicorée. Statt der Kapiteleinteilung nach Produkten und Produktgruppen hätten wir eine Einteilung nach Regionen sinnvoller gefunden.
Die beiden angehängten Sonderkapitel “DDR-Küche” und “Jüdische Küche” lassen uns etwas ratlos zurück. Zum Thema “Jüdische Küche” wären mehr Hintergrundinformationen wünschenswert. So wirkt diese Einteilung etwas „behauptet“ und sehr schnell abgehandelt.
Gerichte der DDR-Küche wie „Leber Berliner Art”, „Königsberger Klopse”, „Leipziger Allerlei” gab es nach unserem Eindruck schon über 100 Jahre vor Gründung der DDR in Kochbüchern. Auch Kalbfleisch und Kapern waren in der Mangelwirtschaft wohl nur schwer zu bekommen. Zudem vermissen wir einige deutsche Klassiker, z.B: Forelle Müllerin, Schweinebraten, Kalbshaxe, Grüne Soße, Miesmuscheln in Weißwein, Rheinischer Sauerbraten...
Dennoch eine umfangreiche Rezeptsammlung deutscher Gerichte, konzeptionell uns etwas zu schwammig und inkonsequent.