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Die besten Kochbücher für internationale Küche

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Halb so wild
Der Deutsche Kochbuchpreis - GOLD

Ø 8.9

Halb so wild

Richtig gute Rezepte mit und ohne Wild

Autor/-in: Verlag: Südwest

Bodenständiger Genuss!Viki Fuchs lebt im Schwarzwald und sie kocht im Schwarzwald. Die regionale Küche des Schwarzwalds liegt ihr am Herzen, und mit viel Fingerspitzengefühl gelingt es ihr dem traditionsreichen Hotel-Restaurant Spielweg kulinarisch … [weiterlesen]

Begründung der Jury:

Die jungen Wilden sind da! „Halb so wild“ von Viktoria Fuchs bringt frischen Wind in die Wildküche. Mit einem modernen Design, trendigem Foodstyling und kreativen Gerichten zeigt Viktoria, dass Wildfleisch nicht verstaubt sein muss. Das Buch kombiniert traditionelle Rezepte mit modernen Ideen und gibt außerdem spannende Einblicke in den Spielweg Familienbetrieb. Die Rezepte sind anspruchsvoll und erfordern etwas Fachwissen, belohnen aber mit raffinierten Gerichten wie Ricotta-Spinat-Ravioli. „Halb so wild“ verbindet Tradition mit Innovation und ich habe beim Lesen sofort Lust, das Spielweg-Hotel selbst zu besuchen und das leckere Essen zu genießen. Ein inspirierendes Buch für alle, die Wild neu entdecken möchten.
Viktoria Fuchs bezeichnet ihr erstes Kochbuch „Fuchsteufelswild“ als „Masterpiece“ und hat nun ihr zweites Buch veröffentlicht. Mit halb so vielen Zutaten und halb so schwierig zu kochen, „eben halb so wild“, schreibt die leidenschaftliche Köchin aus dem badischen Münstertal in ihrem Vorwort. Vorspeisen & Suppen, asiatisch, Spielweg-Klassiker, kreativ, italienisch mediterran und Fuchs am Tisch sind die Kapitel, wieder à point fotografiert von Vivi d’Angelo. Das mit den halb so vielen Zutaten dürfte Viktoria mit Augenzwinkern gemeint haben, denn spätestens bei der „Heiß geräucherten Forelle mit Vichyssoise und Graupen“ hört man mit dem Zählen auf. Macht nichts, denn das Gericht ist einfach zu kochen und raffiniert mit unterschiedlichen Serviertemperaturen (lauwarm und kalt). „Asiatische Rinderrouladen mit Koriandernocken“ werden sicherlich von zahlreichen ambitionierten Hobbyköchen ganz weit oben auf die Liste ihrer Lieblingsgerichte gesetzt. Spätestens beim dick schokolierten „Eierlikörkuchen“ bemerkt man, dass Viktoria ein Familienmensch ist, weist sie den Kuchen doch liebevoll als nach ihrer Schwiegermama gebacken aus. Und wenn Viktoria vom „Spielweg“ erzählt, ist das immer ein „wir“, nie ein „ich“. Das ist großartig. Und was kommt nach dem zweiten Masterpiece?
Vor zwölf Jahren weckten Käptn Peng und Shaban im Indie-Hit „Sie mögen sich“ die Lust, sich in einen Fuchs zu verwandeln. Das schafft Viktoria Fuchs im vor traumschönen Fotos strotzenden „Halb so wild“ kulinarisch. Ganz besonders steht sie für regionale Küche mit erlesenen Zutaten, mit in der Wildnis Gefundenem und Geschossenem. Von diesen Wurzeln aus anverwandelt und kredenzt sie Besonderes: etwa Rinderroulade gewürzt mit Ingwer, Zitronengras und Shiitake an Koriandernocken und Kräutersaitlingen. Sie serviert mal schlicht Badische Flädlesuppe, dann Kartoffelrösti mit Limettenblättern und glasierter Rehleber – oder indisches Butter Chicken von der Fasanenkeule. Wer mag, darf zwischen den sehr feinen Rezepten und hinreißenden Bildern noch die ganze Fuchs-Familie und das Team ihres Spitzen-Restaurants „Spielweg“ kennenlernen – und auch nachkochen, was privat auf den Tisch kommt, samt legendärem Kopfsalat-Rezept des Opas. Kreativ, anheimelnd, gewitzt. Auch hier gilt das Motto des Songs: „Fuchs sein fetzt.“
„Halb so wild“ von Viktoria Fuchs überzeugt durch seine alltagstaugliche Herangehensweise. Im Vergleich zu ihrem Erstlingswerk stehen hier unkomplizierte Gerichte im Vordergrund, die dennoch durch außergewöhnliche Kombinationen (wie Garnele mit Wildschwein) oder Zubereitungsarten (wie Kopfsalat als Hälften serviert) beeindrucken. Die Rezepte balancieren gekonnt zwischen badischer Tradition und internationalem Crossover. Besonders gelungen ist die Einbindung von Familie, Zulieferern und dem Familienbetrieb, die lebendig und respektvoll in kurzen Texten porträtiert werden. Die stimmungsvollen Bilder und die stilvollen Food-Fotos von Vivi D’Angelo fangen die Atmosphäre des Schwarzwalds und des „Spielwegs“ perfekt ein. Einziger Wermutstropfen: Es fehlt ein Register, das die Suche nach Zutaten erleichtert hätte.
In ihrem zweiten Kochbuch „Halb so Wild“ wird Viktoria Fuchs sehr viel nahbarer. Mit einfacheren Rezepten, nur angelehnt an ihre Spitzenküche, kann man jetzt kochen wie Viktoria zu Hause. Dafür gibts sogar ein ganzes Kapitel darüber, wie sie als Familie ihre Wochenenden verbringen: beim gemeinsamen Grillen mit Freunden natürlich. Es gibt viele Infos zu ihren persönlichen Kontakten, ob nun zu ihrer Familie oder zu Produzent:innen, mit denen sie zusammenarbeitet. Außerdem lernen wir mehr darüber, wohin sie gerne verreist und welche Gerichte sie dann gerne nachkocht. Dabei kommt ihr professioneller Fokus auf die Zutaten nicht zu kurz: es gibt z.B. zwischendurch eine kleine Warenkunde zum Thema Schwein. Dieses Buch ist so persönlich, dass die Rezepte fast schon mehr im Hintergrund stehen. Das merkt man auch daran, dass manche Schritte im Rezept nicht ganz so detailliert beschrieben werden und ein gewisses Vorwissen benötigt wird. Die Rezepte machen Lust zum Nachkochen beliebter Klassiker, nur eben aus der Feder einer Starköchin – z.B. Butter Chicken von der Fasanenkeule. Viele alltägliche Gerichte werden dabei spannender durch den Fokus auf Wild (Clubsandwich mit Kaninchenrücken!), der in diesem Kontext Spaß macht und besonders ist.
Ottolenghi Comfort
Der Deutsche Kochbuchpreis - GOLD

Ø 8.9

Ottolenghi Comfort

Rezepte, die du lieben wirst

Autor/-in: Verlag: DK Verlag Dorling Kindersley

Comfort Food Ottolenghi StyleSein mit Spannung erwartetes neues Kochbuch widmet Yotam Ottolenghi ganz der Comfort Küche. Mit seiner unverwechselbaren Handschrift erschafft er für uns neue inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken.Eine … [weiterlesen]

Begründung der Jury:

Der November? Zieht draußen nasskalte Fratzen. Jahresurlaub? Aufgebraucht. Sehnsucht nach Wärme, Ferne, Fremde? Puckert. Und jetzt? Wohlfühlessen hilft - und das hat man lange nicht so (weltum)spannend, mutig und aufregend köstlich serviert bekommen wie in Yotam Ottolenghis „Comfort“. Statt im Levante-Raum turnt der Großmeister diesmal quer über den Globus, um Seelenfutter aus den Herzensgegenden seiner grandiosen Testköche aufs Tapet zu heben – und mit ihnen kreativ aufzubrezeln. Sie servieren irische Erbsensuppe mit Schweinshaxe, vietnamesische Fleischbällchen mit Nuoc-Cham-Dip, Kaiserschmarren mit Sternanis-Pflaumenkompott, kreuzen japanische Sandwiches mit Rosen-Harissa-Mayo, servieren Grünteenudeln mit Avocado und Radieschen und niederländischen Apfelkuchen. Und wie grandios das alles schmeckt. „Extra good things“ hieß sein letztes Buch, sein neues ist noch viel besser.
„Comfort“ interpretiert traditionelle Comfort-Food-Gerichte auf moderne und kreative Weise neu. Ottolenghi wird dabei von drei Köchinnen ganz unterschiedlicher Herkunft unterstützt und davon profitiert das Buch sehr. Schon die Einleitung liest sich wie ein Manifest für gutes Essen mit guten Zutaten und einem offenen Geist und lässt ein wohliges Gefühl beim Lesen entstehen. Das Buch wirkt wie ein Foodie-Concept Store auf Papier. Es ist superdivers, hochkreativ und - nicht unbedingt typisch für Ottolenghi - weithin relativ einfach in der Umsetzung. Das Layout macht mit seinen bunten Farben und klaren Strukturen gute Laune, die Food-Fotos sind perfekt inszeniert. Ich habe mit Lust und Laune daraus gekocht und es genossen. Mein Kochbuch des Jahres.
Ottolenghi hat mit Comfort mal wieder gekonnt den aktuellen Zeitgeist eingefangen – wer möchte sich momentan schon mit komplizierten und verkopften Rezepten auseinandersetzen? Ich jedenfalls sehne mich in diesen aufwühlenden Zeiten nach wohligen Tellern. Komfort eben. Helen Goh, Verena Lochmuller, Tara Wigley und Yotam Ottolenghi haben in ihrem Buch die beliebtesten internationalen Wohlfühlessen vereint. Weil: was genau Wohlfühlessen für jede:n Einzelne:n Leser:in bedeutet, ist höchst persönlich. Sie schaffen feinfühlig den Drahtseilakt, kulturelle Aneignung zu vermeiden und stattdessen den unterschiedlichen Herkünften der vier Autor:innen mit respektvoller Wertschätzung zu begegnen. Die Rezepte führen einen so durch die ganze Welt: chinesische, amerikanische und natürlich die bei Ottolenghi zu erwartenden levantinischen Einschläge sind zu spüren, ob bei Kartoffelsalat, Schawarma oder Pakoras, und machen das Buch auch deshalb so aufregend. Die Rezepte sind wie gewohnt sehr übersichtlich gestaltet, nachvollziehbar beschrieben und gespickt mit Fun Facts und Hintergründen zu den (mir teils unbekannten) Gerichten. Einziges Manko ist, dass ich mir weniger Fleisch- und Fischgerichte in der Hauptrolle wünschen würde, viele der vegetarischen Rezepte wirken eher wie Beilagen. Nichtsdestotrotz ein wertvoller Zuwachs zu den Büchern, die man wirklich oft in die Hand nimmt und aus denen man neue Inspiration für das alltägliche Kochen ziehen kann.
Kaum einer hat die moderne Küche so geprägt wie Ur-Influencer Ottolenghi. Auch in „Comfort“ hat er wieder ein absolutes Meisterwerk geschaffen, an dem sich viele weitere Kochbücher orientieren werden. Mir persönlich gefällt der Fokus auf Comfort Food sehr. Ich liebe die Ottolenghi-Interpretationen von Comfort-Klassikern aus aller Welt. Auch wenn ich die Rezepte ein bisschen zu kompliziert für die heimische Mietwohnungsküche finde. Das Buch ist schön gestaltet, die Fotos sind wie immer perfekt und die Rezepte gut strukturiert. Ich mag die persönlichen Stories zu jedem Rezept und den klaren Aufbau des Buches.
Mit der Frage „Comfort Food - was ist das eigentlich?“ wird das mehr als 100 Rezepte starke Kochbuch eingeleitet, bevor es in die Küche geht. Die gastrosophische Antwort fällt geviertelt aus: Mit wem? Warum? Was? und Wie? wird untersucht und anhand von Rezeptbeispielen aus dem Buch beantwortet. Stark verkürzt sind das Speisen, die Wohlgefühle vermitteln, individuell geprägt von Kindheit, Heimat, Reisen, Menschen. Ein ungewöhnlich lesenswertes gastrosophisches Vorwort für ein Kochbuch. Für die zehn Kapitel wurde das Wohlfühl-Essen des Autorenteams um Yotam Ottolenghi gewohnt lässig angerichtet, stimmungsvoll fotografiert und gelayoutet, sie sind für vier (und mehr) Wohlfühl-Personen gedacht. Die Rezepte werden gelegentlich etwas zu ausführlich eingeleitet, das füllt die Rezeptseiten unnötig. Und mitunter verwenden die Autoren für die deutschsprachige Leserschaft unbekannte Zutaten (Matzenmehl? Marmite?), die nicht so einfach erhältlich sind. Leider verzichtet das Kochbuchteam auf Zubereitungszeiten, das wäre ein Mehrwert für alle gewesen. Außergewöhnlich: Die „Wurstragù-Lasagne für eine Person“. Von solchen Rezepten dürften es (viel) mehr sein, denn ab und an, so das Vorwort, „…haben wir keine Lust, mit anderen zu essen.“
Salt and Silver am MeerBlick ins Buch
Der Deutsche Kochbuchpreis - SILBER

Ø 8.4

Salt and Silver am Meer

Zwei Freunde reisen um die Welt, um Kochen zu lernen. Zehn Jahre später eröffnen sie ein Restaurant am Meer. Das Abenteuer von Cozy & Jo, erzählt in 70 Rezepten.

Autor/-in: Verlag: Brandstätter Verlag

Das neue kulinarische Abenteuer von Salt & Silver: Das Gute liegt so nah! Die beiden Weltenbummler und Bestsellerautoren Cozy & Jo verwirklichen ihren Lebenstraum: am Meer zu arbeiten und zu leben. An der Nordseeküste eröffnen sie ihr Restaurant am … [weiterlesen]

Begründung der Jury:

Dieses Buch ist inhaltlich so unkonventionell wie seine Autoren: Es ist ein kulinarischer Reisebericht, das Tagebuch einer Restauranteröffnung, eine Rezeptsammlung aus aller Welt und der „Salt und Silver“-Gastronomie sowie eine Vorstellung ausgewählter regionaler Lieferanten und der Menschen hinter dem Ganzen.
Anders, locker, cool und genauso wie die Rezepte immer interessant in der Kombination, abwechslungsreich und leicht umsetzbar. Das Layout und die Fotos sind perfekt auf diese Mischung abgestimmt und selten gelingt es einem Kochbuch ein Konzept so durchgehend stimmig umzusetzen. Es ruft einem zu: Auf ans Meer! Bitte mehr davon!
„Salt & Silver am Meer“ von Cozy und Jo ist ein einzigartiges Kochbuch, das sich wie eine kulinarische Reise anfühlt und gleichzeitig eine Sammlung kreativer Rezepte bietet. Die ersten 85 Seiten nehmen uns mit auf eine inspirierende Weltreise, bevor die eigentlichen Rezepte beginnen. Diese sind kreativ, relativ leicht nachzukochen und verwenden keine übermäßig exotischen Zutaten. Besonders gefällt mir die Aufteilung nach Jahreszeiten, ergänzt durch Anekdoten aus dem Restaurantalltag, die dem Buch eine persönliche Note verleihen. „Salt & Silver am Meer“ ist ein hervorragendes Buch für alle Fans der beiden Autoren und für diejenigen, die auf der Suche nach kreativen Rezepten sind.
Es waren einmal zwei Verrückte, die Mut fassten und sinnbildlich mit der Machete alte Zöpfe absäbelten, um sich in ein neues, anderes Leben zu stürzen: eins mit Reiseabenteuern, mit Wellengischt und unerschmeckten Aromen an Straßenrändern in der Ferne. Und die beiden nannten sich „Cozy“ und „Jo“, eröffneten nach ihrer Rückkehr inzwischen drei Restaurants mit Gerichten voller Pfiff, Crunch und Punch. Mit „Salt & Silver – am Meer“ erzählen aus ihrem wahren modernen Märchen zwischen Träumen und Wagemut, paaren Reise-Reportagen mit Erzählungen vom Weg zum eigenen Pfahlbau-Restaurant – und garnieren sie mit pfiffigen Rezepten. Immer wieder famos und packend erzählt, hinreißend bebildert. Sei es die gefüllte Lachsforelle mit Mograbieh und grünem Spargel, seien es Windbeutel mit Mascarpone-Rosenwasser-Creme, Sellerie im Salzteig mit Adobo-Erdnüssen oder Burrata auf Rhabarber. Gewagt und gewonnen!
In einem Haus auf Pfählen haben sich die beiden eng befreundeten Kochquereinsteiger Cozy und Jo mit ihrem Restaurant „salt & silver“ in Sankt Peter-Ording direkt am (oder bei Flut im) Meer niedergelassen und ihren Lebenstraum wahr gemacht. Zuvor haben sie auf zahlreichen Reisen durch 22 Länder „nach Geschmackssensationen gejagt“ und gefunden. Mit ihren kulinarischen Erkenntnissen wollen sie nicht nur in SPO für ihre Restaurantgäste Gastgeber sein, sondern auch ihre kochbegeisterten Fans mit diesem hochwertig maritim aufgemachten Kochbuch ins Boot holen. Das Buch teilen die Autoren in einen Reiseteil und in einen genüsslichen Rezeptteil, somit wird das Zusammenschmelzen der kulinarischen Einflüsse der bereisten Orte, d. h. von Gewürzen und Kochtechniken mit dem Arbeiten mit hiesigen Produkten (z. B. „Salzwiesenlamm-Tajine“ oder „Muscheln mit Suçuk im Pet-Nat-Sud“) nachvollziehbar. An den stimmungsvollen Bildern des Reiseteils kann man sich ebenso wenig sattsehen, wie an den appetitlichen Fotos des Rezeptteils, der zudem saisonal gegliedert ist. Leider fehlt bei den Rezepten die Zubereitungsdauer für die Menüplanung. Im Rezeptverzeichnis wird darüber informiert, ob ein Gericht veg, pesc, carne oder sweet ist, eine Erklärung der Abkürzungen fehlt. Überflüssig weil funktionslos ist bei einem Kochbuch, das auch mal in der Küche zu liegen kommt, die sogenannte Buchschleife (oder Teilumschlag). Ein Buch, das so viel Spaß macht, spricht für sich.
Das zeitgemäß und „jung“ gestaltete Buch prunkt mit hochwertigen, großformatigen Bildern. Die Rezepte gefallen mir gut, ich würde sagen es sind internationale Gerichte gepaart mit regionalen Zutaten allerdings findet man interessante Abwandlungen und unkonventionelle Zutaten (zB Salzzitrone oder Kamille).
Das Buch kann sich allerdings nicht recht entscheiden, ob es Kochbuch oder kulinarisches Reisetagebuch sein will. Auch deshalb kommen mir viele Aspekte zu kurz: Die Einführung in die internationalen Länderküchen wird mir viel zu schnell abgehandelt. Die Infos zu Produzent:innen und Produkten der Region bleiben ebenfalls oberflächlich. Auch die Rezepte sind sportlich knapp beschrieben. Die tagebuchähnlichen Geschichten sind dann nette Anekdoten zu den Hintergründen des Restaurants, fügen sich im Gesamtkonzept aber nicht in das Buch ein. Oder ist es andersrum? Es gibt zusätzliche Abschnitte zu den Jahreszeiten, dann einerseits Fleisch- und Fischgerichte; dann wird plötzlich die Schokoladenmousse vegan und mit Cashews zubereitet. Es wirkt insgesamt etwas konfus. Mein Fazit: Weniger ist mehr. Ich hätte mir mehr Fokus gewünscht. Wer die Autoren kennt und Fan der Restaurants ist, der hat sicherlich trotzdem viel Spaß an diesem Buch.
Green StreetBlick ins Buch
Der Deutsche Kochbuchpreis - BRONZE

Ø 8.1

Green Street

Streetfood vegetarisch & vegan

Autor/-in: Verlag: Brandstätter Verlag

Nach dem Bestseller „Auf die Hand“ folgt nun die grüne Streetfood-Küche: Bunte Foodtrucks, verlockende Düfte und spannende Aromen: Die Streetfood-Kultur wird immer geschmackvoller und vielfältiger. Mit Green Street präsentiert der Bestsellerautor … [weiterlesen]

Begründung der Jury:

Unter Deutschlands Kochbuchautoren ist der Wahl-Hamburger Stevan Paul vielleicht der lebensnächste und einer der ideenfindigsten. Zehn Jahre nach seiner Streetfood-Großtat „Auf die Hand“, tummelt er sich mit „Green Street“ erneut in den Schlangen vor Garküchen als kulinarischen Ideenschmieden der Welt – und ist selbst kreativ geworden. Er verwandelt Austernpilze in frittierte Calamari mit Wasabi-Tofunaise, Stinkfrucht in falsche Fischfrikadellen, veganisiert den Streetfood-Klassiker Bun Cha aus Hanoi, denkt den Schaschlik-Spieß neu, schmuggelt Kimchi in Käse-Sandwiches und erfindet italienische vegane Varianten des Kanada-Klassikers Poutine. Fotografisch eher mit Imbissbuden-Charme inszeniert. Für Fans gibt’s Porträts von Machern der Streetfood-Szene. Auch für dies Werk möchte man ihm um den Hals fallen. An irgendeiner Imbissbude. Und mit einer Pulle Astra anstoßen.
Stevan Paul kocht in seinem zweiten Kochbuch zum Thema Streetfood für zu Hause nun in der „Green Street“. Seine teilweise genialen Ideen hierzu sind durchweg vegetarisch, manchmal vegan. Aber Achtung, das heißt nicht einfach nur Fleisch und Fisch wegzulassen und Käse durch eine vegane Alternative zu ersetzen. Bei Stevans Rezepten handelt es sich um genussbetonte, nicht um gesundheitsbetonte Rezepte. Das muss sich nicht ausschließen. Aber besonders Menschen, die vegan genießen, müssen sich eben auch immer (!) ausgewogen mit Vitalstoffen pflanzlicher Herkunft versorgen. Beeindruckend: Stevans Rezepte kommen ohne industriellen Fleischersatz aus. Das wird sehr gut deutlich beim vegetarischen „Leberkäse“. Die Version auf Pilzbasis mit Zwiebeln, Mandelmus und Gewürzen hätte grandioser nicht sein können und zeigt: Der Autor traut sich, denn es schmeckt auch ohne Fleisch. Vorstellbar wäre hier vielleicht eine Beilage aus frischem Sauerkraut gewesen, eine der besten Vitamin-C-Quellen. Schöne Idee: Die acht international bespielten Kapitel werden von imaginären Straßenplänen (Rezepttitel = Straßennamen) eingeleitet. By the way: In der „Sweet Street“ überraschen „Pancake-Waffeln mit Heidelbeer-Labneh“. In seiner Einleitung schreibt Stevan: „Kochen ist ewiges Lernen, …, ich liebe das.“ Und das merkt man!
„Green Street“ von Stevan Paul überzeugt mit kreativen, vegetarischen und veganen Rezepten. Mit leicht erhältlichen Zutaten zeigen sie, dass es auch ohne Fleischersatzprodukte bestens geht. Besonders Pilze werden bei ihm zu Geschmacksträgern und kommen selbst als „Jakobsmuschel“ daher. Die Gerichte bieten somit familien- und alltagstaugliche Rezepte aus aller Welt mit Pfiff und Umami.
Auch Zubereitungen für zeitintensive Klassiker wie Pickles oder Brotteige werden geschickt abgekürzt. Das Layout ist farbenfroh und übersichtlich gestaltet, die Food-Fotografie wirkt auf mich jedoch eher altbacken. Die kurzen Reportagen zur Streetfood-Kultur in Deutschland vermitteln Einblicke in die Szene und regen zum Besuch auf Reisen an, bieten für meinen Geschmack ansonsten aber wenig Mehrwert.
Stevan Paul sieht Street Food als eigenes Genre, in dem so ziemlich alles erlaubt ist, was schmeckt, schnell geht und auf die Hand passt. Deswegen interessieren ihn für die Struktur seines Buches auch nicht die vielfältigen Nationalküchen, derer er, bzw. sein imaginierter vegetarischer Streetfood Markt, sich bedient. Die Rezepte wirken auf mich etwas zusammengewürfelt und chaotisch unterteilt. Mein erster Impuls war: Gag-iges Thema, aber warum soll ich etwas zuhause kochen, wenn ich es auch schnell auf die Hand bekommen kann? Blättert man dann aber durch die Rezepte, findet man viele kreative Ideen. Mit der Besonderheit: alle Rezepte sind vegetarisch oder vegane Abwandlungen – ganz ohne industriellen Fleischersatzprodukte, dafür mit Jackfrucht statt Fisch und Aubergine im Schnitzel. Und sogar für die Burgerbrötchen gibt’s ein einfaches Grundrezept. Da liegt die Stärke des Buchs, das eine schöne Sammlung an einfacher, vegetarischer Komfortküche bereithält. Was es für mich rausgerissen hat, sind die Portraits von geschätzen Street Food Händler:innen zwischendurch, durch die das Buch eine Identität bekommt. Beim Blättern hatte ich sofort den Impuls, damit eine große Party für viele Freunde zu feiern, denn es ist wirklich für jeden was dabei und die Rezepte machen sehr neugierig darauf, die „neuen“ Produkte und Abwandlungen auszuprobieren.
"Green Street" ist eine vegetarisch-vegane kulinarische Weltreise und eine Hommage an Streetfood. Besonders gefällt mir, dass Streetfood-Märkte und Restaurants in umfangreichen Portraits vorgestellt werden. Allerdings ist es schade, dass abgesehen von der Markthalle Neun vor allem Hamburger Lokale repräsentiert sind, wodurch die Vielfalt in der deutschen Streetfood-Szene etwas fehlt. Das Buch hat ein interessantes Konzept, doch für mich wirken die Rezepte oft unnötig kompliziert und an einigen Stellen nicht ganz durchdacht. Gerade bei Klassikern wie dem Cheeseburger oder Leberkäse hätte ich mir praktikablere und klarer formulierte Anleitungen gewünscht. Auch die Darstellung der Markthalle Neun als Ursprung des deutschen Streetfoods hätte genauer recherchiert werden können. Positiv hervorzuheben sind die Lieblingsprodukte und die angebotenen Alternativen für schwer zu findende Zutaten.
Mexiko – Das Kochbuch

Ø 7.7

Mexiko – Das Kochbuch

Die Bibel der mexikanischen Küche mit über 600 authentischen Rezepten

Autor/-in: Verlag: Phaidon by ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe

Die definitive Bibel der mexikanischen Küche! Von der klassischen Guacamole über herzhafte Chile-Beef-Tacos und traditionellen Pozole-Eintopf mit Kartoffeln bis hin zu süßen Mais-Tamales, dieses Kochbuch versammelt über 600 erprobte Rezepte, mit … [weiterlesen]

Begründung der Jury:

Lasst den Silberlöffel fallen und nehmt Mexiko zur Hand! Egal ob neugierige:r Einsteiger:in oder Fanatiker:in der mexikanischen Küche, Mexiko ist ein Must-Have! Vom ersten Moment an war ich begeistert von diesem riesigen Rundumschlag der mexikanischen Küche – es ist aber auf jeden Fall kein Taschenbuch, dafür ein Statement für jedes Kochbuchregal. Und was es verspricht, das hält es auch inhaltlich: Für mich werden alle Punkte abgedeckt, die mir beim Eintauchen in eine Länderküche wichtig sind: es wird über die kulturellen historischen und geografischen Hintergründe gesprochen und neben einer einleitenden Warenkunde der wichtigsten Zutaten findet man im Glossar zusätzliche Erläuterungen von unbekannteren Zutaten. Die Aufteilung des Buchs ist intuitiv und die Rezepte verraten immer aus welcher Region das Gericht kommt sowie die originalen Namen (damit man beim Taco Abend mit Freunden glänzen kann). Extrem spannend fand ich auch, dass alle Rezepte ausschließlich mit den original regionalen Zutaten ausgewiesen werden. Bei diesem umfangreichen Rezeptband bekommen auch weniger bekannte Gerichte einen Platz und selbst Fortgeschrittene können noch etwas Neues lernen oder entdecken. Wie schön und hochwertig das Buch fotografiert und gestaltet ist, unterstreicht nur nochmal die Professionalität des Inhalts. Mein Highlight fand ich erst ganz am Ende, in dem Kapitel, das weiteren international bekannten Köch:innen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Rezepte zu teilen. Sehr gelungen!
„Mexiko – Das Kochbuch“ von Margarita Carrillo Arronte ist mehr als ein Kochbuch – es ist eine Enzyklopädie der mexikanischen Küche. Mit über 600 Rezepten bietet es einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt und Geschichte von Mexikos kulinarischer Welt. Ich liebe die klare Struktur, die es einfach macht, gezielt nach Gerichten zu suchen. Fotos gibt es kaum, was bedeutet, dass man entweder schon etwas über die mexikanische Küche wissen oder ein Rezept anderswo sehen und den Namen hier nachschlagen sollte, falls man mit der mexikanischen Küche noch nicht vertraut ist. Für mich ist das Buch eine wertvolle Ressource, die die Authentizität mexikanischer Gerichte auf den Punkt bringt, auch wenn manche Zutaten hier in Europa schwer zu finden sind.
Ziel der Autorin ist es, die traditionelle mexikanische Küche in jeden Winkel der Welt zu tragen und dazu hat sie dieses Mammutwerk, es weist stattliche 704 Seiten und knappe 2300 Gramm auf, verfasst. Folglich ist das Kompendium nicht unbedingt als Sofa- oder Bettlektüre geeignet. Wer allerdings großen Wissensdurst und viel Zeit hat, findet hier alles, was ein Mitteleuropäer über die mexikanische Küche wissen muss. Das Wichtigste wird in der spannenden Einleitung erläutert, z. B. dass in Nordmexiko die Tortillas aus Weizen hergestellt werden, im Süden dagegen aus Mais. In den zwölf Rezeptkapiteln bekommt man einen breit gefächerten Überblick über die Gerichte der verschiedenen Regionen und praktischerweise sind bei allen Rezepten, die als Richtwerte zu verstehenden Zubereitungszeiten angegeben. Leider wird es nicht immer einfach sein, alle Zutaten im deutschsprachigen Raum zu besorgen, online Einkaufsadressen für food und non-food sind aber angegeben. Das Durchblättern und Hängenbleiben an Bildern und Rezepten macht großen Spaß, z. B. bei „Brautschleierhähnchen“ oder „eingelegten Schweinefüßen“. Unnötigerweise wurde das Kochbuch mit einem Lochmuster-Schutzumschlag in traditionell mexikanischer Maskenoptik versehen. Sinnvoller wäre ein illustriertes Cover gewesen, wie bei den Kapiteltiteln im Buch.
Darf es ein bisschen mehr sein? Beim 2,4 Kilo schweren „Mexiko – das Kochbuch“ von Margarita Carillo Arronte empfiehlt sich ein Rückenschule-Kursus, will man es oft nutzen. „Die mexikanische Küche ist ein Labyrinth“, verrät die Autorin - lässt Neulinge nach grober Einleitung aber in ebendiesem Labyrinth allein. Leser finden zwar gut 600 Rezepte in der selbst ernannten „Bibel“, lernen aber kaum über die mexikanische Küche. Vieles reißt das aufgetaute Werk von 2015 an, unerklärt. Warum sind Ancho, Mulato und Pasilla die „Dreifaltigkeit“ der Chilis? Wieso heißt das „Brautschleierhähnchen“ so? Kein Gericht wird erläutert. Die Rezepttexte sind knapp wie ein Telefonbuch. Mitunter lauern seltsame Zubereitungen (Olivenöl in Guacamole mit gewürfelt unzermatscht untergehobenen Avocados?), schwierig erhältliche Zutaten (Ameiseneier), findet man Lieblingsrezepte für Pyromanen (Avocadoblätter direkt auf glühende Kohlen legen). In der Masse lauern verführerische Rezepte. So einige aber auch, deren Authentizität Experten widerlegt haben. Ein Füllhorn, das man durchblättert – und am Ende überfordert ins Regal zurückstellt.
Margarita Carrillo Arronte hat mit dem Phaidon-Länderküchen-Band „die definitive Bibel der mexikanischen Küche“ vorgelegt, so der Klappentext des Verlages. In der Bibel steht viel drin, aber vieles ist auch auslegungsbedürftig und erschließt sich nicht ohne weiteres. Das trifft auf „Mexiko - Das Kochbuch“ definitiv auch zu: 600 Rezepte auf 700 Seiten, magere 20 Seiten Einführung dazu und immerhin ein Glossar von drei Seiten, das zumindest einige Zutaten erklärt, die man allerdings weithin in Mitteleuropa schwer bekommen wird. Manches bleibt auch ganz vage - z.B. die genauen Geschmacksnuancen der unterschiedlichen Chilisorten, die nur in der Einleitung kurz benannt und allgemein grob eingeordnet werden, aber in den einzelnen Rezepten nicht weiter erläutert werden, was vor allem einen möglichen Ersatz der nicht zu beschaffenden Zutaten erheblich erschwert. Die Authentizität mag gegeben sein, aber weniger ist dann doch mehr - die Umsetzbarkeit mit hiesigen Möglichkeiten fehlt bei vielen Rezepten leider.
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