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Die besten Kochbücher für deutsche Küche – 2022

2023202220212020
Natürlich Schwäbisch
Der Deutsche Kochbuchpreis - GOLD

Ø 8.5

Natürlich Schwäbisch

Klassische und neue Rezepte aus meiner Heimat

Autor/-in: Verlag: Südwest

Die Rezepte im Kochbuch von Sternekoch Andreas Widmann spiegeln die Kulinarik in Widmanns Restaurant und sein privates kulinarisches Leben wider. Beispiele sind gebackenes Schweinekotelett mit Bratkartoffelsalat und Remoulade, Rind mit Mangold, Pilzen und Blaubeeren, Kaiserschmarrn, Filetgeschnetzeltes, Spareribs vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein und Alblinsen mit Spätzle.

Begründung der Jury:

Das einzige Buch in dieser Rubrik, das von einem einzelnen Koch und Gastronomen stammt. Es stellt die komplette kulinarische Bandbreite, die Andreas Widmann mit seinem Betrieb abdeckt, sehr schön dar. Die Rezepte sind thematisch gruppiert (Wirtshaus, Sternerestaurant, Familienessen etc.), sehr schlüssig, gut nachvollziehbar und äußerst ausführlich. Sie sollten nach meiner Einschätzung geübte Hobbyköche vor keinerlei Probleme stellen. Darüber hinaus setzt das Buch die Region, ihre Erzeugnisse und die ganze Wirtsfamilie Widmann sehr schön in Szene und zeigt, was moderne Regionalküche sein kann. Auch hier ein großer Pluspunkt für die gesamte Fotografie des Buches.
Das erste Kochbuch des mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten schwäbischen Spitzenkoches Andreas Widmann verbindet großartige Landschaftsaufnahmen der Ostalb mit Porträts von regionalen Produzenten und Einblicken in das Leben und Arbeiten der Familie des selbsternannten „Schwabenfreaks“. Das erzeugt eine dichte, sepiagefärbte Stimmung, die einen die Schwäbische Alb als einen wunderbaren Ort imaginieren lässt. Die Bandbreite der Rezepte ist enorm. Von Klassikern der schwäbischen Küche (Linse, Spätzle und Saitenwürstle, S. 185) über Familienklassiker (thailändisch angehauchtes Hendl-Curry, S. 123) bis zu komplexen Gerichten aus dem Sternerestaurant (Petersilienwurzel mit Quitte und Rahm, S. 78). Alle wird sehr gut erklärt und schön bebildert, aber aus Lesersicht ist die Fülle an Kategorien und Anforderungsniveaus etwas verwirrend. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt an einem sonst rundum gelungenen Buch.
Das Buch wirkt in sich stimmig und der Untertitel „Klassische und neue Rezepte aus meiner Heimat“ wird vollends erfüllt. Von klassischen Maultaschen bis hin zum Strammen Max vom Saibling wartet eine Bandbreite an sehr gut aufgeschriebenen Rezepten auf den Leser. Die Vorstellung der Produzenten und Einblicke ins schwäbische Leben bilden einen schönen Hintergrund, man hat das Gefühl, dass das Schwabenländle kulinarisch gänzlich abgebildet ist. Auch optisch macht das Buch einen gelungenen Eindruck. Fotos, Schreibstil und Layout haben einen roten Faden und tragen zu einem sehr guten Lesegefühl bei.
Dem Buch hätte aus meiner Sicht ein intensiveres Lektorat gutgetan, als Leser wird man etwas unvermittelt reingeschmissen. Zwar gibt es ein Vorwort von Sternekoch Andreas Widmann – aber es fehlt ein erklärendes Glossar, das Konzept und Einteilung verdeutlich und somit durch die fünf Kapitel des Buches führt. So wirkt die Zusammenstellung etwas willkürlich, viele Gerichte scheinen mir von Profis für Profis konzipiert zu sein und bei manchen fragt man sich, warum sie schwäbisch sein sollen. Etwa Spaghetti Bolognese oder die Alb.style Team Pizza. Sehr gut gefällt jedoch die sehr ansprechende Foodfotografie.
Das Chiemgau-Kochbuch
Der Deutsche Kochbuchpreis - SILBER

Ø 8.3

Das Chiemgau-Kochbuch

Die junge Küche rund um das bayerische Meer. Gerichte, Porträts, Geschichten.

Autor/-in: Verlag: Christian

Das Chiemgau ist eine der schönsten Ecken Deutschlands. Traditionelle Gasthäuser wechseln sich hier mit Sternerestaurants und unkonventionellen Newcomern ab. Diese Vielfalt bildet dieses Kochbuch ab. Mit Rezepten wie Chiemsee-Renke mit Rhabarber und Holunder, Kräuterschmarrn mit Bergkäse, geschmorte Ochsenschulter, Urgetreidesalat, Renke mit Wasabi, Gurke und Avocado oder Kaspressknödel.

Begründung der Jury:

Schon beim ersten Durchblättern wird man förmlich in die Welt des Chiemgau gesogen und verliert sich in den vorgestellten Gerichten, Porträts von Produzenten und Wirtshausinhabern und Geschichten rund um den Chiemsee. Ein Buch, dass man nicht so schnell wieder aus der Hand legen kann und möchte! Die zahlreichen stimmungsvollen Bilder schaffen eine dichte Atmosphäre, die Foodfotos schaffen es, dass man sich wirklich am urigen Holztisch eines bayrischen Gasthauses wähnt. Schön auch, dass man den Mut hatte, auf Inszenierung und künstliche Beleuchtung nur dezent zurückzugreifen. Die Gerichte stammen jeweils von den besuchten Betrieben und reichen von einfachen Speisen (Gegrillte Karotten mit Labneh, S.46) bis Fine Dining (Renkenfilet mit Gurke, Wasabi, Avocado und Auster, S. 182).
Ein Buch, das neugierig macht und ermutigt, Neues auszuprobieren. Tolle Rezepte, die an Altbekannte erinnern, aber immer einen raffinierten Twist haben, etwa eine Chiemsee-Renke mit Rhabarber und Holunder oder Rote Bete Knödel, die mit einem Rauchjoghurt und „Alpendashi“ verjüngt werden. Allesamt gut erklärt und auch für Laien sehr einladend. Dieses Kochbuch macht, auch dank der schönen Fotos und der gut geschriebenen Texte, einfach Freude. Ein anspruchsvolles Buch, ohne abgehoben zu sein. Manchmal muss man allerdings länger blättern, um sich zurecht zu finden, dabei bekommt man jedoch sowohl Lust auf Kochen wie auch auf eine Tour durch den Chiemgau.
„Gerichte, Porträts & Geschichten“ steht auf dem Cover und dieses Versprechen setzt das Buch auch sehr gelungen um und weckt dabei Lust und Interesse für die Region. Junge Gastronomen, Erzeuger und Köche werden in diesem Buch auf einer Rundreise durch den Chiemgau besucht. Aufgrund der unterschiedlichen Küchenstile unterscheiden sich die aufgeführten Rezepte naturgemäß dadurch aber auch in ihrer Aufwändigkeit und der damit einhergehenden Umsetzbarkeit im Hausgebrauch. Sie sind dennoch sehr schlüssig und nachvollziehbar formuliert. Klarer Pluspunkt für mich ist die stimmungsvolle Fotografie sowohl der Landschaft als auch der Gerichte.
Das Chiemgau Kochbuch präsentiert wunderbar die Region rund um den schönen See. Man bekommt Lust selbst dorthin zu reisen - das Kochbuch lässt sich hierbei fast schon als kulinarischer Reiseführer nutzen. Nicht nur, dass die regionalen Rezepte verschiedener Köchinnen und Köche nicht zum Nachkochen anregen würden, man bekommt einfach Lust, sich vor Ort verwöhnen zu lassen. Neben dem Rezeptteil stellt das Buch ebenfalls Produzentinnen und Produzenten wie Fischer, Bäcker, Bierbrauer und Winzer vor. Das Layout ist stimmig und konsequent.
HEIMAT KÜCHE
Der Deutsche Kochbuchpreis - BRONZE

Ø 7.7

HEIMAT KÜCHE

Die besten Rezepte der Next Generation aus dem Hochschwarzwald

Autor/-in: Verlag: Tietge

Acht junge Köche und eine Köchin aus dem Hochschwarzwald geben mit diesem Kochbuch einen schönen Eindruck ihrer Arbeit. Ihr Anspruch: deutsche, regionale Küche mit internationalen Akzenten schmücken und modernisieren. Beispiele sind Spargelravioli, Kürbiscremesüppchen mit Schwarzwälder Schinken, Lammhüftsteaks mit Kräuter-Polenta-Talern oder Zweierlei vom Hirsch mit Quarkknödeln.

Begründung der Jury:

Die „Heimatküche“ wird in diesem Buch anhand von neun eher unbekannteren Hochschwarzwälder Köchinnen und Köchen und mehrerer regionaler Produzenten präsentiert. Dazwischen werden die Rezepte der neun Nachwuchshoffnungen, von „Häpple“ bis Dessert sortiert und vorgestellt. Das sorgt für eine nachvollziehbare Gliederung. Trotz der vielen Beteiligten wirken die Gerichte wie aus einem Guss und man merkt ihnen an, dass darauf geachtet wurde, dass die Rezepte auch am heimischen Herd funktionieren. So muss das sein! Zahlreiche stimmungsvolle Fotografien fangen den Schwarzwald und seine urigen Gasthöfe gut ein. Leider sind aber nicht alle Bilder von der gleichen atmosphärischen Dichte und haben gelegentlich die Anmutung einer Imagebroschüre.
Auch wenn die Idee des sehr engen Fokus auf den Hoschschwarzwald es zum Teil schwierig macht, alle Zutaten zusammenzubekommen, ist der Ansatz, die regionale Küche konsequent zu stärken und sie modern weiterzuentwickeln, zu loben. Es finden sich tolle, ungewöhnliche Rezepte darin, die klar die einzigartige Handschrift ihrer jeweiligen Urheber tragen. Leider ist die Gestaltung des Buches etwas zu sehr mit Fotos überladen und die Rubriken nicht ganz logisch aufgebaut, sodass man sich schwer zurechtfindet. Sind die Portraits zu den neun Köchinnen und Köchen sowie ihren Wirkungsstätten lesenswert, irritieren etwas die weiteren Einschübe zu Erzeugerinnen und Erzeuger. Alles in allem doch sehr speziell für Liebhaber und gute Kenner des Schwarzwaldes.
In diesem Buch warten nicht die traditionellen Speisen der Region auf den Leser, sondern Neuinterpretationen und viele moderne cross-over Rezepte mit regionalen Produkten wie „Guacamole mit Schwarzwälder Speck Chips“. Wer also experimentieren möchte, ist hier richtig. Das Layout ist ebenfalls etwas spielerischer gestaltet, das passt zum Buch. Mir kommt jedoch manches zu erzwungen vor, um dem Thema des Buches gerecht zu werden.
Die Fotos und das Layout sind schön inszeniert und machen Spaß.
Auch hier geht es um die Vorstellung junger Köchinnen und Köche einer bestimmten Region: dem Hochschwarzwald. Die Rezepte sind thematisch gruppiert und nicht nach einzelnen Köchen. Das ist zum Nachschlagen definitiv praktischer, lässt aber das Profil der einzelnen Protagonisten etwas verblassen. Die Rezepte sind schlüssig und gut nachvollziehbar, manchmal etwas aufwändiger, aber oft auch für Kocheinsteiger gut umsetzbar.
Wir in Bayern – Das Kochbuch

Ø 7.0

Wir in Bayern – Das Kochbuch

72 Lieblingsrezepte der TV-Köch*innen – mit Tipps und Einblicken hinter die Kulisse

Verlag: Edition Michael Fischer / EMF Verlag

Bei „Wir in Bayern“ im Bayerischen Rundfunk geben sich namenhafte Köchinnen und Köche die Klinke in die Hand. Die Rezepte sind größtenteils, aber nicht immer „typisch deutsch“. Einige Beispiele: Kürbisflammkuchen mit Spinatsalat, Spargel-Bärlauch-Nudeln, Möhren-Hummus mit Spinatsalat und Feta, Lammkeule mit Bohnen und Kartoffeln, Kalbshaxe mit Zitronenknödeln oder Entenbrust mit Rotkohl.

Begründung der Jury:

Gut gefällt mir die Einteilung in schnelle, alltagstaugliche Gerichte über Familienschmankerl bis hin zu sonntagsfeiner, aufwendiger Küche sowie davon abgegrenzt Eingemachtes, Desserts und Kuchen. Wie die bayerische Küche selbst ist die Auswahl jedoch etwas fleischlastig, insgesamt könnte die Präsentation auch etwas naturnaher und weniger bunt sein. Auch ist schade, dass die namhaften Köchinnen und Köche erst am Ende unter der Rubrik „Hinter den Kulissen“ auftauchen und nicht ihre „Lieblingsrezepte“ selbst präsentieren mit dazu verbundenen persönlichen Anekdoten und Tipps. Davon abgesehen überzeugt das Kochbuch von der Idee bis hin zu den gut im Alltag zu meisternden und doch auch besonderen, bayerischen Rezepten.
Rezeptesammlung der gleichnamigen Sendereihe des Bayerischen Rundfunks. Knappe und nachvollziehbare Rezepte, die für die Küche daheim sinnvoll in mehrere Bereiche gruppiert sind, z.B. Schnelle Küche, Sonntagsessen oder Eingemachtes. Die Rezepte sind gut nachvollziehbar und auch für einen ungeübteren Koch gut umsetzbar. Darüber hinaus werden die einzelnen Köche kurz vorgestellt. Weitere Infos zu Zutaten, Erzeugern oder ähnlichem findet man allerdings nicht in dem Buch.
Dem Kochbuch zur Fernsehsendung „Wir in Bayern“ (BR) gelingt es, den etwas behäbig-gemütlichen Vibe der Fernsehsendung auf Papier zu übertragen. Die einfach gehaltenen Rezepte stammen von den 12 Köchinnen und Köchen der Sendung (u.a. Christian Jürgens, Alexander Huber und Michaela Hager) und sind nachvollziehbar und ausführlich beschrieben. Begleitet werden alle Rezepte von Food-Fotos, die stimmungsvoll inszeniert sind, aber manchmal auch etwas konstruiert und bieder wirken. Ergänzt wird das Buch mit „Geschichten und Erzählungen“ der Köchinnen und Köche, die vermutlich vor allem für eingefleischte Fans der Sendung interessant sein dürften. Schön ist die Idee, Menüvorschläge für verschiedene Gelegenheiten (Weihnachten, sommerlich-leicht etc.) anzubieten.
Die in diesem Buch zusammengestellten Rezepte sind allesamt gut aufgeschrieben, in sinnige Kategorien unterteilt und klar gestaltet. Ein kleiner Extra-Tipp pro Rezept ist auch dabei, jedoch fehlt mir das gewisse Etwas. Die Fotos sind gut gemacht, wirken jedoch leicht steril und unbelebt. Ebenso verhält es sich mit den auf der Rückseite des Buchs versprochenen exklusiven Einblicken und lustigen Anekdoten aus der Sendung „Wir in Bayern“. Sie sind zwar existent, aber nur sehr kurz beschrieben und nicht sonderlich aufregend. Hintergrundwissen zu Produkten wird nicht vermittelt, es werden auch keine Produzenten vorgestellt. Dies ist zwar kein Muss, würde aus meiner Sicht jedoch Kochbücher mit regionalem Bezug wie dieses gut abrunden. Dennoch insgesamt eine schöne Rezeptsammlung für Fans der Sendung.
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