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Die besten Kochbücher für saisonale Küche – 2023

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Nanettes GartenkücheBlick ins Buch
Der Deutsche Kochbuchpreis - GOLD

Ø 8.7

Nanettes Gartenküche

Die gesammelten Rezepte einer Landbäuerin

Autor/-in: Verlag: ars vivendi

Dies ist das dritte Kochbuch mit Vermächtnissen aus der Rezeptsammlung von Bäuerin Nanette Herz. Es stellt die Jahreszeiten-Küche mit frischen Gemüsen und Obst aus dem Garten in den Mittelpunkt. Mit bodenständigen und emotionalen Rezepten, die uns beim Nachkochen in die Kindheit zurückversetzen. Einige Beispiele aus der Rezeptsammlung sind: Roastbeef mit Radieschen-Remoulade, Rhabarberkuchen mit Baiser, fränkischer Wirtshaussalat, Birne Helene, Fleischküchle mit Kohlrabi-Gemüse, Gurken-Dill-Gemüse und Zwetschgenknödel.

Begründung der Jury:

Ihr ganzes Leben hat Nanette Herz dem Garten, der Küche und ihrer Berufung als Hauswirtschaftsmeisterin gewidmet. Das Ergebnis: Ein erfülltes Dasein und viele Jahre später ein außerordentlich ästhetisches Kochbuch mit einem verblüffend zeitlosen Repertoire an meist schlichten, auch sonntagstauglichen Rezepten, deren Zutaten sich aus dem Kreislauf der Jahreszeiten speisen. Was auf den Tisch kam, war bestimmt von Aussaat, Pflege und Ernte der fleißigen Bäuerin. Das Buch beinhaltet somit erprobtes Wissen von unschätzbarem Wert. Als Nostalgiker:in hat man seine wahre Freude an den mit Bauernregeln, Gartenplankopien, handschriftlichen Notizen sowie alten und neuen Fotografien gespickten Seiten. Einige davon würden sich sehr gut als Poster an meiner Küchenwand machen. Eine kleine Offenbarung.
Ein wunderschönes kleines Kochbuch. Nicht nur haptisch, besonders inhaltlich und gestalterisch. Historische Aufnahmen, Fotos einiger Originalrezepte, die genussvolle Typographie, ein paar lustige Bauernweisheiten vor allem aber die vielen unterschiedlichen Rezepte machen dieses Buch zu einem absoluten „Herzensprojekt“. Der Hobbykoch fühlt sich an die Hand genommen und reist durch das bäuerliche Gartenjahr mit dem entsprechenden saisonalen Warenangebot.
Vom „Roastbeef mit Radieschen-Remoulade“ im Frühjahr, über „Kümmerlesgemüs“ (krumme Gurken) im Sommer bis hin zum Einkochen, Wecken, Pickeln, Haltbarmachen im Winter will dieses Buch durchgekocht werden! Eine deftige Hausmacherküche mit einigen Überraschungen oder Spezialitäten wie Nanettes „Haustorte“ (S.154) aus Kartoffelteig oder die „Zwetschgenrouladen“ (S.122)
Würde dieses kleine Büchlein beim Kochen noch offen liegen bleiben, wäre es wirklich perfekt. Egal: „Fällt der Bauer in den Dünger, wird er davon auch nicht jünger“.
Nach diesem Kochbuch bleibt das Gefühl, man sei von Frühling bis Winter mit guttuenden Wohlfühl-Rezepten gewappnet. Schon das ungewöhnliche, eher für Romane übliche Format zeigt, dass es sich hier um ein sehr außergewöhnliches Kochbuch handelt. So persönlich und liebevoll kommt selten ein Kochbuch daher, viele Fotos, alte Dokumente und handschriftliche Notizzettel mit Rezepten der inzwischen verstorbenen Bäuerin Nanette lassen neben der schönen Food-Fotografie eine Welt auferstehen, die einen direkt in die Kindheit katapultiert. Vom Garten in die Küche, sei es mit Hollerküchli oder Zwetschgenrouladen - förmlich meint man die Natur zu riechen und bekommt gleich Lust selbst rauszugehen, um Obst und Gemüse anzubauen. Ein Buch, das die Sehnsucht nach der alten Zeit und der Verbundenheit von Mensch und Natur perfekt einfängt und trotz nostalgischer Aufmachung nicht altbacken daherkommt.
Wenn man ganz unvoreingenommen das erste Mal auf „Nanette“ stößt, wünscht man sich insgeheim noch mehr Kontext, um zu verstehen, wann sie gelebt hat und wie dieses Buch zustande gekommen ist. Die Rezeptsammlung bringt den Lesenden in eine andere Zeit und hat etwas Nostalgisches. Das Layout ist durch viele Fonts und Texten mit unruhigem Hintergrund etwas schwierig zu erfassen. Leider gibt es nur wenig Bilder der Gerichte und auch deren Darstellung muss man mögen. Eine große Rezeptekiste mit reichlich Erinnerungsstücken.
Tweed TimeBlick ins Buch
Der Deutsche Kochbuchpreis - SILBER

Ø 7.9

Tweed Time

Vom Duft des Herbstes und der Freude auf den Winter

Autor/-in: Verlag: Brandstätter Verlag

In ihrem herbstlich-winterlichen Kochbuch verbindet Theresa Baumgärtner wohltuende Rezepte mit dem Style und der Atmosphäre Schottlands verbindet. Sie wechseln sich ab mit Geschichten, Erlebnissen und Beobachtungen aus Baumgärtners Leben. Einige Beispiele: Knusprige Apfeltarte, Apfel-Karamell-Cheesecake, rote Bete-Knödel, Lauchquiche, karamellisierte Kürbistarte, Käsesoufflé, Haselnusskuchen, Crepes Suzette, Milchreis mit Zimtfeigen und herzhafte Haferplätzchen.

Begründung der Jury:

Ein Buch für Schottlandfans und die dunkle Jahreszeit, wenn man den Glückshormonen mit Hilfe von gutem Essen und lauschiger Deko auf die Sprünge helfen muss. Die Rezepte begeistern, weil sie unglaublich vielfältig, überraschend und voller Finesse sind – vor allem die süßen Dinge. Doch man kann sich auch durch den ganzen Tag futtern, vom morgendlichen Porridge über eine wärmende Kürbisuppe mit raffiniertem Gewürztwist am Mittag zur Tea Time Apfeltarte bis hin zum Pie mit Pilzen und Maronen am Abend. Zwar sind die gut erklärten Rezepte nicht immer unbedingt typisch schottisch, aber die Zutaten, von wenigen Ausnahmen wie Grapefruit und Mandeln abgesehen, heimisch auf der Insel. Unnötig zu erwähnen, dass das herbstlich-winterliche Kochbuch so stilsicher daherkommt wie seine Autorin, die in Luxemburg ein kleines Boutique-Hotel mit Koch- und Deko-Workshops betreibt.
Wie Frühlingserwachen, das letztes Jahr erschien, ist auch Tweed Time ein absolutes Theresa Baumgärtner-Buch. Neben einer Vielzahl von Rezepten, findet man Anleitungen für Handgemachtes, Gedichte und träumerische Naturbeschreibungen, flüchtige Einblicke in eine Schottlandreise sowie die passende Playlist. Trotzdem wirkt es nicht überladen oder chaotisch, eher erzählerisch. Das Inhaltsverzeichnis dient leider weniger der Orientierung als vielmehr dem Hervorheben einzelner Geschichten. Persönlich, authentisch mit wunderschöner Bildsprache. 100% Herbststimmung.
Mit einem Kochbuch nicht nur Geschmäcker, sondern auch Gerüche, Gefühle und Sehnsüchte greifbar machen, ist kein leichtes Unterfangen. Tweed Time ist mit seinen stimmungsvollen Herbstimpressionen und aufwändigen Foodfotografien ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Emotionstransfer von der Autor:in auf die Leser:in gelingen kann – Empfänglichkeit für britische Lebensart und ein hohes Maß an Romantik vorausgesetzt. Zur leidenschaftlichen Spurensuche, dem authentischen Geschmack Schottlands (Scones, Cured Salmon) und der Jahreszeit (Kürbistarte, Zimtkranz) immer auf den Fersen, passen die DIY-Anleitungen für Gesticktes, Gebasteltes, Gebundenes, stolzes Gärtnerglück und die unzähligen Elogen. Gelegentlich war mir der Ton eine Spur zu schwelgerisch. Dazu passt: Eine Tasse Earl Grey und ein Kamin.
„Tweed Time“ feiert die dunkle Jahreszeit. Auf mehr als 250 wunderschön gestalteten Seiten lässt sich der „schottische“ Herbst und Winter tatsächlich „Fühlen, Riechen und Schmecken.“
Die zu Beginn ungewöhnliche, durcheinandergewürfelte Rezepteinteilung (Salat, Kuchen, Suppe, Kuchen ...) erklärt sich am Ende von allein. Dieses Buch will immer wieder durchstöbert werden und eignet sich wegen des gefühlten „Tweed-Einband“ auch gut als Dekoration auf dem winterlichen „Coffee Table". So werden mögliche Gäste auf die raffiniert einfachen Rezepte wie der „Karamellisierten Kürbistarte“, oder dem „Milchreis mit Zimt Feigen" aufmerksam.
Wer nicht nur kochen will, der darf auch basteln: „Geschenkanhänger aus Kiefernadeln“ oder eine „Fächergirlande“. Süße, aber für uns verzichtbare Add-ons in einem Kochbuch. Dieses Buch im Herbst, nicht nur zur Erntezeit, ist auf jeden Fall ein Füllhorn an Freude.
Cucina e giardinoBlick ins Buch
Der Deutsche Kochbuchpreis - BRONZE

Ø 7.7

Cucina e giardino

80 Rezepte aus meinem italienischen Bauerngarten

Autor/-in: Verlag: Edition Raetia

Vea Capri lebt auf dem Bergbauernhof Mas del Saro im Trentino. Die Bäuerin und Köchin arbeitet und kocht dort mit den Jahreszeiten. In ihrem persönlichen, informativen und sinnlichen Kochbuch kann man erleben, wie sie die Schätze ihres Gartens zu einfachen Gerichten verarbeitet, die die Zutaten unverfälscht in den Mittelpunkt stellen. Beispiele sind Erdbeer-Rhabarber-Crumble, Ricotta-Schüttelbrot-Crème, marinierte Radieschen, Tortelli mit Ricotta, Ketchup aus dem eigenen Garten, Tomaten-Erdbeer-Gazpacho, Buchteln mit Waldbeeren und gratinierter Blumenkohl mit Birnen.

Begründung der Jury:

Schon mal von einem anderen Leben geträumt? Dann sollte dieses Buch mit Vorsichtig genossen werden. Es könnte nämlich sein, dass man stante pede seine Wohnung auflöst, die Koffer packt und einen alten Bergbauernhof im Trentino kauft, um es Vera Carpi gleichzutun. Was sie in ihrem Buch beschreibt, weckt Sehnsüchte nach dem einfachen Dasein in den Bergen, einem Tagwerk das man abends zufrieden betrachten kann, viel Natur und Tortelli mit Ricotta und Fichtenwipfelpesto. Ihre Nahbarkeit und Authentizität machen die Protagonistin überaus sympathisch. Man profitiert von ihren ungeschminkten Erzählungen, Tipps und Tricks, Erfolgen und Misserfolgen, nicht zuletzt einem Rezeptfundus, der traditionelle Fersentaler Gerichte, Feld- und Waldküche und Kulinarisches aus anderen Regionen Italiens stimmig vereint.
Bereits mit der ersten Seite ist man mitten in der Welt von Vea Carpi, ihrem Bergbauernhof und erfährt ihre ganz persönliche Lebensgeschichte. Nahbare Einleitungen der Rezepte und übersichtliche Zutatenlisten werden von sinnlichen Aufnahmen der Produkte und dem Hof begleitet. Tiroler Landromatik. Auf eine klassische Präsentation der Gerichte wird teilweise verzichtet. Was manchmal völlig ausreicht, manchmal aber etwas schade ist, da man gerne das fertige Gericht sehen würde. Ihr eigenes Motto „Die Macht, die in einem Glas eingelegter Tomaten liegt und uns nicht zu passiven Konsument:innen macht“, hat Vea Capri mit ihrem Buch also insgesamt sehr gut umgesetzt und nach dem Lesen des Buches verspürt man genau das: Die Macht, die man durch das eigene Kochen und Gärtnern erlangen kann.
Frisch, saisonal und unkomplizierte Gerichte, an die sich jeder rantrauen kann, egal welcher Begabung. Allerdings sind mir ein bisschen zuviele Rezepte für Beilagen, Saucen und Snacks darunter, zum Beispiel Buchweizenmus, fermentiertes Gartengemüse, panierte Mangoldstrünke. Ich wünschte mir mehr vollwertige Gerichte oder zumindest Ideen, wie man die einzelnen Rezepte auf einem Teller kombiniert. Die Aufmachung ist sinnlich, wenngleich auch einige wenige Fotos nicht unbedingt zum Nachkochen einladen, etwa die verbrannte Parmigiana. Auch werden sich einige Produkte für Städter nicht so leicht auftreiben lassen, es sei denn man ist Selbstversorger oder zieht fürs Fichtensprossen- oder Weggerich-Pesto und die Brennesselsalsa selbst in die Natur. Lust darauf bekommt man auf jeden Fall, ebenso wie auf ein Leben auf einem Bergbauernhof, von dem die Kleinbäuerin sehr plastisch und von vielen Fotos untermalt erzählt.
Vea Carpi wünscht sich in Ihrer Einleitung: Dieses Buch möge in seiner „bäuerlichen Einfachheit“ zu einem treuen Begleiter werden. Wohlan! Wer also für „Erdbeeren sammeln und einfrieren“, „5Liter Traubenmost in einem Topf reduzieren“, oder noch ländlicher: „Brennnessel sammeln und in der Sonne trocknen“ ein Rezept braucht, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Allen anderen sei gesagt: Dieses rustikale Buch mit seinen 79 statt 80 beworbenen saisonalen Rezepten aus Vea Carpi ́s italienischem Bauerngarten und den dunkel-nebligen Bildern, ist sehr einfach gehalten.
Aber: Fans eben dieser einfachen Agrarküche kommen mit „Bratkartoffeln & Speck“, „Kastanien aus dem Ofen“, „marinierten Radieschen“ oder „Roggen-Brotsalat“ voll auf Ihre Kosten.
Funfact: Auch wenn alles aus dem heimischen Anbau kommen soll, die berühmte „Miso Paste“ hat es jetzt auch in den Bauerngarten geschafft. (S. 136)
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